WOW. Ich kann es immer noch nicht glauben. Am 1. Juni erschien „Entweder Gangster oder Rapper“. Es war ein langer Weg voller Herausforderungen und Erfahrungen. Was passiert ist und was passieren wird, möchte ich mit euch teilen. Mehr regelmäßig hier!

Idee

Hip Hop ist bereits früh ein Teil meines Lebens gewesen. 1993 schenkt mir mein Cousin ein Tape: „Alte Schule“. Mit Kapitel 1 von Torch war das Feuer eines 9jährigen entfacht. Von da an kaufe ich Alben, Kleidung und Magazine.

Ich probiere mich im Breaken. Ich scheitere. Ich versuche mich im Sprühen. Ich versage. Ich rappe. Erfolglos. DJing lass ich aus. Für Technics fehlt mir die Kohle.

Inspiriert von Hip Hop versuche ich mich im Schreiben auszudrücken. Der Soundtrag für „Entweder Rapper oder Gangster“ schlummere damit jahrelang in mir.

Auch im Schreiben bleibt der Erfolg aus. Ich akzeptiere, dass ich nur für mich schreibe. Ich wage mich an mein eigenes Scheitern. Kristof und die ersten Zeilen von „Entweder Rapper oder Gangster“ entstehen.

Schnell wird mir klar, dass es eine Story über das Verlieren ist. Ich Spaß am Scheitern von Kristof finde und ihn somit von einem Desaster ins nächste stürzen lasse.

Schreiben

Die Geschichte steckt bereits seit langer Zeit in meinen Knochen. Sie wollte nur noch raus. Also: Routine schaffen.

Jeden Morgen 1 Stunde. 4 Uhr Wecker. Meine Hunde schauen mich nur fragend an. Sie sind froh darüber, dass ich sie noch nicht für eine Runde anleine.

Eine Stunde in der Stille schreiben. Eine Stunde alles herauslassen. Eine Stunde zu Kristof werden. Eine Stunde das Scheitern erleben, übertreiben und ausweiten.

Der Ich-Erzähler ist keine Frage. Der Ich-Erzähler passiert.

Keine vier Monate und die erste Version ist fertig. Korrektur. Korrektur. Korrektur. Dabei immer reduzieren. Dabei nicht herumreden. Dabei auf das Wesentliche reduzieren. Dann fertig. Fertig, um es lesen zu lassen. Danke an meinen Besten. Gespräche. Bier. Korrektur. Korrektur. Korrektur. Endlich zufrieden.

Anpreisen

Diesmal anders. Diesmal weniger unpersönlich. Diesmal für jeden Verlag mit individuellem Anschreiben.

Das Exposé braucht wieder Wochen. Der Text über mich auch. Und dann die Anschreiben und erst die Suche nach Verlagen.

Ich wünsche mir einen Agenten. Aber auch die wollen mit Exposé und Bio überzeugt werden. Also doch in Eigenregie. In die Hände gespuckt und recherchiert. Verlagslisten hier. Verlagslisten da. Dann ist meine fertig.

Jeden Tag einen Verlag anschreiben. Jeden Tag passende Gründe formulieren, warum man mir eine Chance geben soll. Warum ich den Verlag ausgesucht habe. Jeden Tag. 87 Verlage.

Warten

Absagen. Eine nach der anderen. Und vieles ohne Antwort.  Wie immer. Weitermachen. Bereits im nächsten Projekt stecken. Bereits die nächste Geschichte im Kopf. Bereits die nächsten Zeilen getippt. Nur nicht persönlich nehmen. Ich kenne es bereits seit Jahren. Ich will mir einreden, dass es nicht so schlimm sei. Ich will mich gut fühlen. Doch die Absagen sind nicht gut. Sie fühlen sich nicht gut an. Sie blockieren mich kurzfristig.

Soll ich überhaupt noch Emails lesen? Ja, weil diese eine Email da sein kann. Diese eine Antwort, die alles verändert. Ich warte. Ich hoffe. Ich glaube.

Thomas

Email am 01.01.2023. Was für ein Jahresbeginn. Es ist Thomas. Lektor bei Periplaneta.  Er kann sich das Buch sehr gut vorstellen. Er wolle es gern machen. Wir müssen unbedingt telefonieren. Ich antworte schnell. Ich schreibe, er könne jederzeit anrufen. Dabei wenig Hoffnungen. Zu oft wurde ich enttäuscht. Eine Veröffentlichung ist mehr unerfüllter Traum als Wirklichkeit.

Und Thomas ruft mich an. Zeitnahe. Ich kann kaum Fragen stellen. Ich bin überwältigt. Begeistert. Sprachlos. Da will mich tatsächlich ein Verlag veröffentlichen. Nach all den Absagen. Nach all den Jahren des erfolglosen Schreibens. Wow.

Erste Bedingung: Ich müsse lesen. Ich müsse vorlesen. Ich müsse in Berlin vor fremden Publikum aus meinem Buch lesen. Ich, der noch nie vor Menschen aus seinem Buch gelesen hat. Ich, von dem nur die engsten Freunde wissen, dass ich schreibe. Habe ich eine andere Wahl? Nein. Jemand glaubt an mich.

Lesen

Ich fahre nach Berlin. Ich fahre nach Berlin, um dort zu lesen! Im Gepäck habe ich meinen besten Freund. Beistand. Seelsorger. Absicherung.

Die Wochen vor der Lesung habe ich trainiert. Freunde und Familie mussten herhalten. Mir Feedback geben. Tipps verteilen. Ich habe alles dankend angenommen.

Dann Berlin. Bereits im Hotelzimmer steigt der Puls. Mein Bester bringt mich runter. Etwas Bier. Aber nicht zu viel. Ich will noch lesen können.

Dann sind wir vorm Verlagskaffee. Tresen lesen heißt die Veranstaltung. Drei Autoren lesen Texte. Einer davon bin ich.

Thomas begrüßt mich. Ich bestelle Bier. Ich bin so nervös wie lange nicht mehr. Ich bin so glücklich wie nur bei ganz wenigen Augenblicken. Ich darf gleich vor Fremden lesen.

Ich mustere das Publikum. Niemand wirkt wie ein Drache. Werde ich gefallen? Wen kümmert es. Es geht um mich. Es geht um diesen Moment. Davon habe ich s so lange geträumt. Und wenn das der Höhepunkt ist, so will ich ihn genießen.

Thomas moderiert an. Thomas preist die Autoren als das kranke Zeug vom kranken Zeug. Ich bin als letzter dran.

Bei den ersten Zeilen pumpt mein Herz noch wie bei einem Marathon. Dann finde ich mich. Den Takt. Den Rhythmus. Ich genieße die Augen, die auf mich gerichtet sind. Die Ohren, die mir zuhören. Endlich, was für ein Moment. Bereits die letzten Zeilen des Kapitels. Pause. Ich werde noch ein weiteres Mal lesen dürfen. Jeder hat zwei Texte. Wieder Bier.

Zweiter Text. Mehr Routine. Mehr Entspannung. Ich will das!

Feedback von Thomas: Wir machen das Buch.

Nachts wird gefeiert. Berlin, Berlin.

Harte Arbeit

Jetzt habe ich einen Verlag. Jetzt kann ich mich zurücklegen. Jetzt passiert alles von allein: Irrglaube. Jetzt beginnt die harte Arbeit. Korrektur lesen vom Korrekturlesen und noch einmal und noch einmal und noch einmal.

Meine Ideen erklären. Kritik ertragen. Dabei einstecken und den Glauben an mich selbst nicht verlieren. Thomas überzeugen und immer mehr von Thomas überzeugt werden. Meine Geschichte aus der Hand geben. Meine Geschichte zu der Geschichte anderer machen.

Einen Titel finden. Einen Titel finden lassen. Das OKAY geben. Den Titel akzeptieren. Vom Titel begeistert sein. Den Titel lieben,

Zwischendurch eine Biographie verfassen. Fotos schießen. Eine Website erstellen. Und alles neu. Alles. Tolle Leute wie Marek kennengelernt. Wahre Freundschaft bestätigt bekommen und immer wieder neue Herausforderungen.

Dann die Mail mit dem Anhang. So wird es aussehen. Ich bin begeistert vom Design, vom Cover, von allem. Danke an Thomas.  

Paket

Damit habe ich nicht gerechnet. Ein großes Paket steht im Flur. Umhüllt von Schutzfolie. Ich hebe es an. Verdammt schwer. Ich zittere. Ich grinse. Griff zur Schere. Vorsichtig schneide ich auf. Anders als sonst. Anders als bei den Amazon-Paketen. Es darf nichts kaputt gehen. Vorsichtig streife ich das Plastik vom Karton. Dann klappe ich auf. Dutzende Exemplare lächeln mich an. Eingeschweißt. Neu. Druckfrisch.

20 Jahre schreiben. 20 Jahre scheitern. 20 Jahre träumen. 20 Jahre für diesen einen Augenblick. Ich befreie ein Buch von Folie. Ich klappe es auf. Ich lese willkürlich einen Satz. Ich rieche die frische Tinte. Ich blättere immer wieder von vorne nach hinten. Von hinten nach vorne. Ein Moment für mich. Unersetzbar.

Jetzt ist mein Buch auch bei den großen zu bestellen:

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Entweder Rapper oder Gangster von Timo Quante – Buch | Thalia

Hürden

Warten auf die Veröffentlichung. Warten. Nur noch Warten. Dazwischen Zweifel und Hürden. Wie werden die Inhalte wahrgenommen? Wer kann mir nach dem Lesen noch in die Augen schauen? Wer wird den Kontakt abbrechen. So viele negative Gedanken. So viele Zweifel. Wo kommen sie her?

Von den wenigen. Den wenigen die sagen, ich sei mutig, weil ich jetzt angreifbar bin. Die wenigen, die nicht den Unterschied zwischen Biographie und Fiktion verstehen. Die Wenigen, welche die eigenen Ängste auf mich projizieren.

Und dann noch die Fehler. Fehler, die mich ärgern. Fehler, die denn Spaß nehmen. Fehler die zweifeln lassen. Fehler im Druck. Fehler bei der Rechtschreibung. Fehler bei meinem Namen.

Aber da ist so viel Liebe. Positive Feedbacks von Menschen, die mich seid Jahren unterstützen, kennen und lieben. Feedback von Weggefährten, die ich aus den Augen verloren hatte. Feedback von längst Vergessenen. Und sogar Feedback von gänzlichen Unbekannten. Da ist so viel Liebe. Da ist so viel Vertrauen. Es geht weiter. Jede Hürde wird genommen. Jede Hürde wird überwunden. Liebe.

Promo

Reels. Was ist das? Insta oder Facebook oder doch YouTube. Oder nichts? Der Erfolg kommt nicht von allein. Die Welt hat nicht auf mich gewartet. Also lege ich Bukowski zur Seite. Lese im Web über Produktplatzierung, Marketing. Folge YouTubern, höre Blinks. Entwickle Social Media Skills.

Dennoch die Frage: Blamiere ich mich nicht? Trage ich nicht zu viel nach außen?

Langsam finde ich Freude am Erstellen von kleinen Videos. Merke aber auch, wie mir die Zeit fehlt. Ich respektiere jeden Influencer. Sorry, für jeden Witz. Das ist ein ernster Job. Das ist ein anspruchsvoller Job. Respekt.

Auch die Zeitungen stehen nicht vor meiner Tür. Ich schreibe die regionalen Blätter an. Prompt erhalte ich Antwort. Ich fühle mich ein wenig wichtig. Eins ist mit Fotograf. Wir treffen uns Face to Face in der Innenstadt. Ein entspanntes Gespräch. Wir sind schnell fertig. Ein anderes Interview per Telefon. Gut vorbereitet. Gezielte Fragen. Noch schneller vorbei. Die Reporterinnen machen ihren Job gut. Die Texte kommen an. Ich erhalte positives Feedback und Werbung.

Aber immer das Gefühl, nicht ausreichend getan zu haben. Ich werde es sehen. Jedenfalls habe ich bereits einiges gelernt, von dem ich nicht wusste, dass es überhaupt existiert.

Veröffentlichung

Der 01. Juni! Das Buch ist draußen. Mein Buch. Viele Glückwunsche. Noch wenig Feedback. Noch wenige Leser. Ich bin glücklich. Ich bin stolz. Aber auch sehr gespannt, wie der Text ankommt. Teil es mir gern mit.

Entweder Rapper oder Gangster – Periplaneta