„Zieht mal den Chris weg. Der ist mir heute zu voll,“ sagt ein Ordner.

„Alles im Griff. Mach du mal deinen Job,“ entgegne ich. Der ist so ein kleiner Schleimscheißer. Die stehen nur rum. In ihren roten, orangenen oder gelben Westen. Sind Ordner, damit sie dazugehören können. Damit sie keinen Cent für das Spiel zahlen. Reden sich ein, sie gehören zum Verein. Aber nen Scheiß tun die. Die machen nichts. Die sind nicht jedes Wochenende hier. Brüllen sich die Seele aus dem Leib. Und repräsentieren unsere Farben immer und überall. Wir haben die Wappen. Wir haben die Farben. Tief unter der Haut. Und noch tiefer im Herzen. Und ihr Penner habt nichts. Seit stolz auf eure Trikots. Sky-Abonnenten. Arschlöcher. Und dann dieses linksliberale Gequatsche.

„Ich weiß, wo du wohnst,“ lallt Chris dem Ordner entgegen. Ich ziehe Chris zu mir.

„Lass den Scheiß. Der ist ein Pisser,“ sage ich. Ich starre ihn an. Chris muss lernen, sich im Griff zu haben. Chris muss lernen, saufen zu können. Können die anderen ja auch. Und da sind welche, die haben schon weit mehr gesoffen als er. Wir sind Männer. Echte Kerle. Die müssen standfest sein.

Luke stellt sich auf den Zaun. Megafon in der Hand. Er brüllt. Wir brüllen zurück.

Die Mannschaft läuft nach vorne. Dieser Arsch von Mittelfeldspieler verliert den Ball. Achtet mehr auf seine Haare als aufs Spiel. Jetzt lamentiert der auch noch.

„Beweg dein Arsch!“ motze ich.

Egal. Wir pfeifen. Nicht wegen dem Ballverlust. Weil da dieser Pisser aus dem Sturm von diesen Wichsern den Ball hat. Ist zu denen gewechselt. Sagt, weil er bereits als Kind in deren Bettwäsche gepennt hätte. Macht es aber nur wegen der Kohle. Es dreht sich alles nur um Kohle. Wertlose Jungen. Sky-Abonnenten. Grünen-Wähler.

Der Verräter wird von unserem Verteidiger umgehauen. Wir feiern es. Dieser Pisser.
„Da gehörst du hin,“ rufe nicht nur ich.

Und wir grölen unsere Lieder. Es ist unser Stadion. Es ist unser Verein. Ihr anderen dürft nur hier sein. Ihr seid Gäste. Ihr seid Sky-Abonnenten. Fanboys. Ökofaschisten. Arschlöcher.

Unser Kanacke aus dem Mittelfeld verliert den Ball. Ein anderer Stürmer von den Wichsern hat das Leder. Er haut den unserem Keeper um die Ohren. Die Arschkrampen führen eins zu null.

„Nur, weil die mehr Kohle haben,“ meint Chris. Er kann wieder reden. Er kann wieder trinken. Jemand reicht ihm nen Becher.

Ja, scheiß Millionärstruppe. Hätten wir so viele Kohle, wir wären unbesiegbar. Meister der Welt. Aber die haben die Kohle gemacht, weil die da oben es immer wollten. Aufsichtsrat mit Pennern aus der Wirtschaft. Die wollen unter sich bleiben. Eingeschworener Haufen und so. Und die lieben es, wenn wir leiden. Aber wartet nur ab, eines Tages wird es sich rächen. Dann schlagen wir zurück. Dann zerschlagenen wir eure Kapitalistenfressen. Ihr Sky Abonnenten. Gutmenschen. Frauenversteher.

In der Halbzeit wird gesoffen. Dann fallen die nächsten Tore. Alle gegen uns.

„Wir haben zu viele Legionäre,“ meine ich.

„Und dann noch alle von woanders. Die sind nur wegen der Kohle da,“ behauptet Chris.

„Wir brauchen welche von uns. Am besten welche, die auch von hier sind. Nicht so ne Pisser, die unseren Verein erst bei den Vertragsverhandlungen kennen,“ behaupte ich.

Wir singen weiter. Wir sind damit ziemlich allein. Die ersten falschen Fans gehen bereits nach Hause. Wir bleiben 90 Minuten. Die da drüben im Gästefanblock sind auch noch da. Die schreien. Die tanzen. Die feiern.

„Die Hurensöhne schnappen wir uns,“ beschließe ich.

Der Schiri beendet das Spiel. Verloren. Wieder einmal gegen diese Affen.

„Schnell zum Park,“ ruft jemand.

Wir folgen. Wir sind ca. 20 Mann. Von Anfang 20 bis Mitte 30. Schon Jahre dabei. Schon immer mit dieser Lust. Mit dieser Lust an der Wut.

Im Park geht ne Gruppe in deren Farben. Wir stürmen einfach drauflos. Die haben hier nichts mehr zu suchen. Die sind nach 90 Minuten Freiwild. Ich springe so einem mit ner Fahne um die Hüfte gewickelt in den Rücken. Er geht gleich zu Boden. Ich trete in seinen Magen. Immer wieder. Er weint. Wie ein Baby.

Die Männer nehmen auch die anderen auseinander. Die haben keine Chance. Die werden hier nicht mehr herkommen. Die werden sich das überlegen. Vielleicht auch ganz mit dem Fußball. Deren Leute haben die nicht beschützt. Sagt viel aus über deren Szene.

Sirenen von irgendwoher. Die Bullen. Kennen wir schon. Wir gehen durchs Gebüsch stiften. Die Mutterficker kriegen uns nicht.

Dann steht da plötzlich ein Pferd vor mir. Drauf so eine Bullenschlampe. Die versperrt mir den Weg. Ich trete dem Pferd gegen das Bein. Es hoppelt wild herum.

Ich verpisse mich weiter. Bin dann am Fluss. Allein. Habe die Jungs verloren. Nachricht in die Gruppe. Treffen sich alle im Deutschen Eck. Ich wechsle die Richtung. Es ist schon dunkel. 

„Du Hurensohn!“ ruft jemand hinter mir. Es ist kein Scherz. Es ist keiner von uns. Er betont das Hurensohn nicht wie wir. Der ist nicht von hier. Ein Russe oder Kanacke. Dann viele schnelle Schritte. Die laufen auf mich zu.

Ich renne jetzt. Ich bin schneller. Die Schweine kriegen mich nicht. Kurzer Blick über die Schulter. Ich sehe viele. Mindestens 6. Die schaffe ich nicht allein.

„Hurensohn, bleib stehen!“ fordern die. Ich balle ne Faust. Dann springe ich in den Fluss. Ich tauche tief ein. Für Oktober noch warm. Ich tauche auf. Ich sehe das Ufer. Dann tauche ich wieder ab. In Richtung des Ufers. Ich klettere raus. Auf der anderen Seite stehen die Affen.

„Feiger Hurensohn, du!“ brüllen sie mir entgegen. Sie tragen Sturmhauben. Ich kann sie nicht erkennen. Das wird noch mal was geben. Aber nicht jetzt.

Ich renne noch etwas. Dann kann ich die nicht mehr sehen. Spüre die kalte Nässe.

Ich schreibe in unsere Gruppe, dass mich so Wichser verfolgt haben. Irgendwelche Kanacks. Ich muss erst nach Hause. Mich umziehen.

Die antworten mir. Schreiben, dass mich Jessica holen wird. Die fährt mich dann kurz zu mir. Dann kann ich mich umziehen.

Passiert auch so. Jessica sammelt mich ein. Die Klamotten kleben an meinem Körper. Jessica mustert mich.

„Sieht heiß aus,“ sagt sie. Sie gehört zu niemanden. Verstehe ich gar nicht.

Jessica geht mit mir in die Wohnung. Sie reißt mir die Klamotten herunter. Dann fickt sie mich, dass es mir wieder warm wird. Dann mach ich es ihr von hinten. Sie schreit vor Leidenschaft.

Wir duschen noch zusammen. Dann ein schnelles Bier für uns Beide.

„Können wir öfters machen,“ sagt Jessica. Sie schielt über ihre Dose Bier.

„Machen wir,“ verspreche ich. Kann ich mir tatsächlich vorstellen. Sie ist ne Frau von Format. Die Werte hat. Dabei auch noch dieselben wie ich. Kann passen. Und ficken kann sie auch. Nur Pluspunkte bei der Jessica.

Wir gehen zum Auto. Jemand drückt mich gegen die Tür.

„Du Hurensohn,“ werde ich begrüßt. Dann kriege ich nen Baseballschläger ab. Ich liege auf dem Schotter. Die treten in mich ein. Ich sehe wie Jessicas Hose runter gezogen wird. Wie sie sie auf die Motorhaube donnern. Wie sie sie ficken. Wie sie sich wehrt. Wie sie sie halten.

Dann ein Tritt auf meinen Schädel. Alles schwarz.