Würde

Es riecht noch. Es riecht immer noch. Meistens tagelang. Ich kriege es nicht raus aus meinen Nasenflügeln. Da hilft auch der Whiskey nichts.

Und der Geruch ist schlimmer als die Bilder. Auf die kann man sich vorbereiten. Auf die wurde wir trainiert. Die haben wir in unzähligen Seminaren bereits sehen müssen. Wissen dabei genau, wie die entstehen und wo und wann.

Aber dieser Geruch. Das teilt dir kein Lehrbuch mit. Das kann niemand beschreiben. Das kennen nur die, die es selbst erschnüffelt haben.

„So schlimm?“ will Lana wissen. Sie steht vom Platz gegenüber von mir auf. Sie stellt sich hinter mich. Sie streichelt mir den Rücken. Sie fängt an, mich zu massieren.

„Lass mich,“ meine ich. Ich umklammere mein Glas. Spüre die Kälte der Eiswürfel.

„Deine Entscheidung. Die Uhr läuft,“ erinnert sie mich.

„Ich will nicht allein sein. Ich will nicht reden. Ich will nicht berührt werden. Noch nicht,“ stelle ich klar.

Sie setzt sich wieder gegenüber von mir hin. Sie schenkt sich auch ein. Sie starrt mich an. Wie ein Tier im Zoo. Ein Objekt, welches es zu studieren gilt. Erkenntnis? Wird sie nicht gewinnen.

Wenn da wenigstens ein Ton gewesen wäre. Irgendein Geräusch von denen. Aber da waren nur die offenen Münder. Ein Rätsel, ob der Schmerzen oder des Staunens darüber, was passiert ist.

Die waren jung. Die sind fast immer jung. Weil Junge etwas beweisen müssen. Wem und was und warum ist unklar. Nur etwas beweisen. Und das funktioniert auf der Straße so einfach. Da wird das Gaspedal gedrückt und alles ist so leicht. Denken die. Haben auch die gedacht. Jetzt sind die Vergangenheit. Nicht mehr Gegenwart. Und nie mehr Zukunft.

„Ich komme mir mies vor,“ wirft Lana mir entgegen. Ihr Fuß schiebt sich an meinem Bein hoch. Ihr großer Zeh ist an meinem Schwanz. Sie kitzelt ihn. Sie versucht den Reißverschluss der Hose mit den Zehen aufzuziehen. Sie ist keine Zauberin.

„Bitte,“ fordere ich.

„Ich kann mir keinen Rabat erlauben und umsonst geht auch nicht. War ein echt mauer Monat. Motte lässt mich sonst zum Bahnhof. Das will keiner,“ sagt Lana.

„Ich bezahle dich. Voll,“ erinnere ich.

„Aber so? Du hast das ganze Paket gebucht,“ meint sie. Sie ist verzweifelt. Sie fängt an, sich in meiner Küche auszuziehen. Sie steht nackt da. Sie setzt sich auf mein Ceranfeld. Sie spielt mit ihren Brüsten. Ich verfolge ihren Finger zu ihrer Muschi. Sie spielt da weiter. Sie taucht in sich ein. Sie schaut mich dabei an. Tief in die Augen. Sie stöhnt.

Ich wende meinen Blick ab. Ich rieche es immer noch. Für Andy riecht es wie Spannferkel, das zu viele Runde gedreht hat. Mark erinnert es an den Geruch bei nem Formel 1 Rennen. Für mich ist es eine Mischung: Verbrannte Haare. Verkohlte Haut. Verschmorte Sitze. Und der Rest in so einem Auto. Ein Potpourri aus allem, was nicht brennen sollte.

„Fick mich. Los fick mich,“ stöhnt Lana.

Ich nehme eine Schluck Whiskey. Das Glas ist leer. Ich schenke nach.

Lana gibt nicht auf. Vorsichtig schiebt sie meinen Whiskey zur Seite. Dann setzt sie sich direkt vor mich auf den Tisch. Sie spreizt die Beine. Ich kann in sie hinein sehen. Ich starre auf ihre Löcher.

„Das gefällt dir. Das willst du,“ behauptet sie. Dann spielt sie wieder an sich rum. Sie ist feucht. Sie hat sich vorher in die Hände gespuckt. Sie glänzt. Sie spuckt sich wieder in die Hände. Dann verreibt sie es unten. Besonders an ihrem Poloch. Da schiebt sie sich jetzt den Mittelfinger rein.

„Das willst du Schweinchen. Das soll ich machen. Oh, wie geil,“ stöhnt sie.

Es erniedrigt sie. Es erniedrigt mich. Es muss aufhören. Ich ziehe mir die Hose runter. Mein Schwanz steht bereits.

Lana wirft mir nen Gummi entgegen. Keine Ahnung vorher sie das so schnell hatte. Packung Aufgerissen. Übergezogen.

Ich schiebe ihn in ihre Muschi. Dann ficke ich sie auf meinem Küchentisch.

„Mein Hengst. So kenne ich meinen Hengst,“ brüllt sie. Sie spielt. Schlecht. Ich erkenne es. Sie zuckt. Sie spielt schlechter. Mehr Erniedrigung für mich. Ich fülle die Tüte. Raus aus ihr. Kondom herunter. Ab in den Mülleimer.

„Das hat dir gefallen. Ich bringe euch immer auf andere Gedanken. Magic Lana,“ behauptet sie.

Lana zieht sich an. Ich sinke zurück auf den Stuhl. Hole meinen Whiskey zurück.

„Bleib, ich zahle,“ sage ich.

„Fickst du mich noch?“ will sie wissen.

„Ich zahle,“ werfe ich ein.

„Wenn du nicht fickst, verschwinde ich.“

„Ich zahle doch. Bleib.“

„Jeder Fick mit nem anderen ist Werbung. Die kommen alle wieder. Also mehr Geld. Würde gern bleiben, aber wie gesagt,“ meint Lana.

„Ich lege noch einen drauf. Nen Hunderter,“ flehe ich.

Lana schaut mich an. Viel Mitleid ist darin. Sie schüttelt den Kopf. Sie presst ihre Lippen auf meine Stirn. Sie tätschelt meinen Hinterkopf. Dann verschwindet sie. Ich höre das Türschloss. Mir kommen die Tränen.

Mit nem Knall

„Wird eine lange Nacht,“ stimmt uns der Chef ein. Ganz ohne Tamtam. Ohne Ansprache. Nüchtern. Auf heute hat keiner Bock. Davon hat niemand geträumt. Das hätte den Traum platzen lassen. Früher war es dumm. Heute ist es Wut. Wut der Dummen. Wut der Halbstarken. Wut derjenigen, die sich beweisen müssen.

Es dauert bis wir das erste Mal im Fahrzeug sitzen. Der Maschinist steuert den Wagen durch die Straßen. Der Diesel schreit gegen das Knallen. Das Martinshorn übertönt den Bumms. Das Blaulicht übermalt die Raketen.

Wir halten zwischen den Blöcken. Drei Fahrzeuge inklusive Leiterwagen. Dabei nen Rettungswagen und Polizei. Viel Polizei. 3 Fahrzeuge von den Kollegen.

Da im fünften Stock kommt Rauch raus. Und Flammen. Atemschutzgeräte rauf. Und dann geht’s los.

Da gaffen viele. Da reden welche mit uns. Deren Worte dringen nicht durch. Das Atemschutzgerät. Das Funkgerät. Die Konzentration.

Wir dringen vor. Es riecht. Qualm kommt.

„Die sollen alle raus sein. Brandherd vermutlich in der Küche,“ tönt es.

In der Wohnung ist es dunkel. Wir leuchten aus. Wir treten auf Schuhe. Ein Weihnachtsbaum mit goldenem Lammetter in der Ecke. Der Flachbild zeigt das Brandenburger Tor.

Dann Flammen. Sie schlagen aus der Küche. Sie fressen den Hängeschrank. Es kracht. Geschirr fällt auf den gefliesten Boden.

Wir löschen mit Schaum. Es zischt kurz. Dann ist es vorbei. Raus aus der Wohnung. Kein Gefühl der Erleichterung. Immer noch Druck. Weil wir leichte Ziele sind. Langsam wie Schildkröten wegen der Ausrüstung. Wir schleichen. Wir wissen vom letzten Jahr. Unter Beschuss will niemand stehen. Und da sind sie wieder. Die Raketen. Am Himmel und dann aus nem Fenster. Direkt auf uns. Die schlagen ein zwischen nem Polizeiwagen und nem Löschfahrzeug.

Einige Gaffer schreien in Richtung der Fenster. Andere brüllen gegen uns. Gegen alle Einsatzkräfte.

Die Polizisten schauen in Richtung des Fensters. Es fliegen weitere Geschosse daraus. Die Polizisten laufen jetzt dahin. Ich ziehe mir schnell das Atemschutzgerät runter. Unser Truppführer beschließt zu bleiben.

Es knallt ganz laut in unmittelbarer Nähe. Jemand schreit. Andere auch. Sie sind entsetzt. Die Sanitäter laufen hin. Ich drehe mich dahin. Ich sehe zu viel. Da hat sich jemand das Gesicht gesprengt. Man sieht Knochen. Hautfetzen hängen herab. Ich will hier raus.

„Aufsitzen!“ befielt endlich der Truppführer. Wir sind ganz schnell in den Fahrzeugen.

Wir fragen nicht nach Rettungssanitätern oder Polizisten. Wir denken an unsere Haut.

Auf der Wache. Niemand wünscht sich ein frohes Neues. Stumm reinigen wir die Ausrüstung. Waschen uns. Dann erneut Alarm. Wir müssen wieder raus. Wir springen in die Fahrzeuge.

Es geht wieder in die Blöcke.

Am Ende

Wir stellen den Sarg auf die Hölzer. Der Truppführer nickt. Wir ziehen die Hölzer weg und die Seile darunter straff. Dann lassen wir Andy darein. Langsam. Ganz langsam. Die Seile werden immer schlaffer. Bis der Sarg steht und wir sie einfach wegziehen können. Wir haben darin Routine. Zu viele über die Jahre. Der Job bringt uns um. Er hat auch Andy umgebracht. Ein Schuss in den Kopf. Dann war es das für Andy.

Eine ältere Mutter weint. Da sind auch noch Schwestern von ihm. Nen Vater gibt es nicht. Kinder auch nicht. Familie ist bei uns schwierig. Leben auch.

Ich habe Dienstende. Ich rufe Lana an.